Otto Wolff Lecture 2021: „The US believes in Germany!”
Am 20. Oktober 2021 war es endlich wieder soweit: Der AmerikaHaus NRW e.V. und die Otto Wolff Stiftung luden in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer zu Köln in deren Börsensaal zur diesjährigen Otto Wolff Lecture: in Präsenz, mit dem ranghöchsten US‑Diplomaten in Deutschland, und zum hochaktuellen Thema „Transatlantic Security: Challenges and Opportunities in an Interconnected World“.
Referent in diesem Jahr war der Geschäftsträger („Chargé d’Affaires, a.i.“) der US-Botschaft Clark Price, der in seiner Eingangsrede auf vier Themenkomplexe einging: die deutsch-amerikanischen Beziehungen im Kontext multinationaler Institutionen; strategische Prioritäten der US-Außen- und Sicherheitspolitik; die Situation in Afghanistan; und den Umgang mit China. Mehrfach betonte Price dabei, wie wichtig ihm und den USA ein Wiederaufbau des Vertrauens zu den transatlantischen Partnern sei – allen voran Deutschland: „The US believes in Germany!“, so der erfahrene Diplomat, der im Juni 2019 zunächst als „Deputy Chief of Mission“ an die US-Botschaft in Berlin gekommen ist – und dort bis zur voraussichtlichen Bestätigung der bereits nominierten Botschafterin Dr. Amy Gutmann die Botschaftsgeschäfte leitet. Zu einer Beziehung „auf Augenhöhe“, so Price, gehöre es aber auch und vor allem, offen und aufrichtig miteinander umzugehen. So gebe es unter Präsident Biden nach wie vor unterschiedliche Ansichten bspw. mit Blick auf die deutschen NATO-Beiträge oder die Ostsee-Pipeline Nord Stream II. In Abgrenzung von der Trump-Regierung rede man nun aber wieder konstruktiv miteinander – eben unter Freunden, die sich respektierten.
Im anschließenden Gespräch, meisterlich moderiert von der stellvertretenden Büroleiterin des German Marshall Fund of the United States, Sudha David-Wilp, führte Clark Price die Themen seiner Rede noch weiter aus und betonte bspw., wie wichtig ihm – auch persönlich, als studiertem Ökonomen mit diplomatischem Wirtschaftsschwerpunkt – der Wiedereintritt der USA in die Welthandelsorganisation sei. An zwei Stellen wurde er dabei emotional: zum Einen bei seinen Schilderungen der Afghanistan-Evakuierungen, die mit vereinten transatlantischen Kräften über die US-Basis in Ramstein erfolgt seien; und in einem leidenschaftlichen Schlussplädoyer, in dem Price betonte: Ja, die USA verfolgten eine „America First“-Politik – aber das tue Deutschland umgekehrt auch, und das sei doch völlig in Ordnung! Die Diskussion bereicherten auch zahlreiche qualitativ hochwertige Fragen aus dem Publikum, deren Beantwortung Clark Price sichtlich Freude bereitete. Nur eins wollte er nicht preisgeben: seine Präferenz mit Blick auf die künftigen deutschen Bundesminister. Hier sei er zuversichtlich, dass sich unter allen beteiligten Koalitionären Freunde der Vereinigten Staaten von Amerika fänden.
Die Otto Wolff Lecture, großzügig ermöglicht durch die Otto Wolff Stiftung, wird jährlich von einer bedeutenden transatlantischen Person gehalten. In der Vergangenheit befanden sich unter den Referentinnen und Referenten bereits mehrere Botschafter und Think-Tank-Leiterinnen. Im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltung coronabedingt virtuell durchgeführt: mit der ehemaligen US-Außenministerin Condoleezza Rice als Vortragende.
Wir danken allen beteiligten Partnern, Gesprächspartnern und Gästen für die spannende Diskussion – die in diesem Jahr auch endlich wieder beim anschließenden Get-Together fortgesetzt werden konnte.
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