Nach der TV-Debatte zwischen Harris und Trump: Ein Stimmungsbild aus den USA
Auf Einladung des AmerikaHaus NRW e.V. und des Verbunds Deutsch-Amerikanischer Zentren e.V. (VDAZ) fand am 11. September ein virtuelles Gespräch mit Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios Nord- und Mittelamerika in Washington D.C. statt. Moderiert wurde das Gespräch von Viktoria Harbecke, AmerikaHaus NRW-Direktorin und VDAZ-Vorsitzende. Im Mittelpunkt stand die erste TV-Debatte zwischen den US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump, welche am Vorabend stattgefunden hatte. Außerdem berichtete Theveßen, der sich momentan auf einem Roadtrip durch die USA für einen Dokumentationsfilm befindet, von der Stimmung im Land.
Von einem Campingplatz in Rio Grande, nahe der mexikanischen Grenze, zugeschaltet erzählte Theveßen einleitend, dass er und sein Team die Debatte eigentlich zusammen mit anderen Gästen des Campingplatzes hätten gucken wollen, diese jedoch abgelehnt hätten. Eine solche Skepsis gegenüber Medien sei sinnbildlich für die aufgeladene Stimmung im Land und zugleich für die Frustration angesichts der tiefen, auch medial beförderten Polarisierung. Mit Blick auf die TV-Debatte bilanzierte Theveßen, dass Kamala Harris die klare Siegerin des Abends gewesen sei. Anders als Joe Biden beim ersten TV-Duell im Juni und auch anders als sie selbst im Vorwahlkampf 2019 habe die gut vorbereitete Harris diesmal punkten können. Sie habe Donald Trump zum Beispiel mit schmälernden Aussagen zur Größe seiner Wahlkampfveranstaltungen gezielt in Fallen gelockt, in die dieser auch bereitwillig getappt sei. Trump selbst habe eine Chance verpasst, sich an noch unentschlossene Wähler zu wenden, und habe stattdessen mit dem Stichwort Springfield auf eine klar widerlegte, jedoch in seinem Lager populäre Erzählung rund um Migration angespielt. Auch hätte er das Argument, dass Harris im Amt der Vizepräsidentin viele der von ihr vorgeschlagenen Veränderungen schon längst hätte umsetzen können, viel stärker positionieren können. Gleichzeitig betonte Theveßen, dass die gewonnene Debatte zwar ein Pluspunkt für Harris sei, aber sicherlich noch kein Indiz dafür sei, wer die Wahl im November gewinne. Der Ausgang sei weiterhin offen.
Das Gespräch war Teil der „2024 Road to Election“-Veranstaltungsreihe, an der über 30 transatlantische Organisationen beteiligt sind. Gefördert wurde die Veranstaltung von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Wir bedanken uns bei Herrn Theveßen für die interessante Analyse und die aktuellen Eindrücke aus den USA zwei Monate vor der Wahl.
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