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Lesung aus Kamala Harris - Ein Porträt

Lesung aus Kamala Harris – Ein Porträt

Am 31. Januar 2022 hatten wir gemeinsam mit der Volkshochschule Köln und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit die US-Korrespondentin der NZZ Marie-Astrid Langer zu Gast. In einer virtuellen Buchpräsentation las sie aus ihrem Buch Kamala Harris – Ein Porträt und beantwortete Fragen der n-tv-Journalistin Bianca Thomas sowie des Publikums.

Marie-Astrid Langers Erstlingswerk widmet sich dem Leben von US-Vizepräsidentin Kamala Harris: angefangen mit ihrer Familiengeschichte, über erste berufliche Erfolge als Staatsanwältin und später Politikerin – bis hinein in die Gegenwart und ihre mögliche Zukunft als erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Das Kapitel Identitätsfragen, aus dem Marie-Astrid Langer zu Beginn las, setzt ganz früh an bei einer zentralen Frage an: Als Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin – beide angesehene Akademiker und früher sehr politisch engagiert, insbesondere während der Bürgerrechtsbewegung – machte Kamala Harris früh Diskriminierungserfahrungen. Ihre Mutter prägte ihren Umgang hiermit sehr, vor allem durch die zentralen, oft wiederholten Sätze: „Beschwer‘ dich nicht! Was hättest du tun können, um das zu verändern?“. Dieses Motto motivierte Kamala Harris während ihrer Studienzeit an der Howard University – einer angesehenen Privatuniversität mit einem sehr hohen Anteil Schwarzer Studierender. Neben ihrem Studium der Politikwissenschaften und Volkswirtschaft politisierte sie sich dort und trainierte auch die rhetorischen Fähigkeiten, mit denen sie später öffentlich zu überzeugen wusste. Ihren Überzeugungen blieb sie dabei treu. So hielt sie mitten im US-Präsidentschaftswahlkampf Reden im Rahmen der Black-Lives-Matter-Bewegung und rief erst kürzlich, nunmehr im Amt der Vizepräsidentin, im Weißen Haus einen Monat aus, um auf die Sterberate Schwarzer Mütter in den USA aufmerksam zu machen.

Dennoch wurden Kamala Harris‘ Herkunft und Schwarze Identität häufig infrage gestellt – aus verschiedenen Richtungen: für die Einen, mit rassistischem Unterton, „nicht Schwarz genug“; für die Anderen eine vermeintliche Verräterin an Black Americans, da sie als erfolgreiche Staatsanwältin und selbsternannte „Top Cop“ Teil des unterdrückenden Systems geworden sei und zu wenig gegen Diskriminierung gegen Schwarze Bürger getan habe. Kamala Harris hingegen war stets der Überzeugung, dass man ein System erst kennenlernen müsse, um es zu verändern. In ihrer Zeit als Justizministerin von Kalifornien bewirkte sie einige progressive Reformen und traf dabei auch so manche kontroverse Entscheidung. Marie-Astrid Langer betonte mit Blick auf künftige Wahlkämpfe, dass sich Harris entscheiden müsse, wie sie sich in Fragen von kulturell-ethnischer Identität positionieren werde: aktuell setzte sie gerade die junge, politisch deutlich linkere Fraktion innerhalb der Demokratischen Partei unter Druck. Hinzu komme, dass Harris außenpolitisch unerfahren sei und mit der Bewältigung der Migrationskrise an der mexikanischen Grenze eine Mammutaufgabe erhalten habe, bei der sie aktuell zu scheitern drohe. Dennoch setze Joe Biden weiterhin auf seine Vizepräsidentin und lasse sich bei Auslandsreisen von ihr vertreten – wohl auch, um sie in solchen Bereichen an Profil gewinnen zu lassen.

Dies scheint auch dringend notwendig: Denn aktuell sind bloß ca. 38 % der US-Bevölkerung mit der Amtsführung der Vizepräsidentin zufrieden. Auf die Frage hin, was dies für Harris‘ Chancen im Präsidentschaftswahlkampf 2024 bedeutet (der inoffiziell längst läuft), antwortete Marie-Astrid Langer gegen Ende: Zwar sei es noch zu früh, eine Prognose zu treffen. Klar sei jedoch, dass Kamala Harris in der künftigen US-Politik eine große Rolle spielen würde.

In einem spannenden Gespräch ging die bekannte n-tv-Journalistin Bianca Langer auf eine Vielzahl an Themen ein und verstand es dabei meisterlich, die Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum einzubauen. Derer gab es viele (sowohl Gäste als auch Fragen), und nach rund anderthalb Stunden blieb die Feststellung, dass die Diskussion fortgesetzt werden könnte – und sollte! Wir danken den beiden Diskutantinnen und den Koperationspartnern von der VHS und der Friedrich-Naumann-Stiftung, sowie allen Beteiligten, für diese spannende Veranstaltung!

 

Einen Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie unter https://www.youtube.com/watch?v=fHHB2W9HLvU.

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