Lehren von Mark Twain für die Außenpolitik
Der Abend des 30. Oktobers 2019 stand unter dem Motto „New Perspectives: Junge Transatlantische Forschung“. In den Räumen der Fritz Thyssen Stiftung (des historischen Kölner Amerikahauses) präsentierten Mitglieder der KFIBS-Forschungsgruppe ihre Erkenntnisse zu drei unterschiedlichen politikwissenschaftlichen Themenbereichen. Das Kölner Forum für Internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik e. V. (KFIBS) ist ein an der Universität zu Köln entstandenes Netzwerk junger Nachwuchsforscher und befasst sich u. a. mit den transatlantischen Beziehungen.
Unter der kundigen Moderation von Andreas Schwenk – Berater, aber ebenfalls forschend tätig – präsentierten zunächst der KFIBS-Vorsitzende und -Forschungsgruppenleiter Dr. Sascha Arnautović und Jakob Wiedekind von der Universität Hannover ihre Erkenntnisse zur Außenpolitik Donald Trumps (Arnautović) bzw. zur amerikanisch-europäischen Wertegemeinschaft (Wiedekind). Im Anschluss wurde die Runde um Dr. Hendrik Ohnesorge von der Universität Bonn erweitert, der die dann folgende Diskussion um den Bereich der „soft power“ ergänzte.
Die drei Forscher ergänzten sich hierbei thematisch: Während Dr. Sascha Arnautović eine abgestimmte europäische USA-Politik einforderte sowie, vor dem Hintergrund der amerikanischen „2-%-Forderungen“, eine stärkere strategische Autonomie Europas, stellte Jakob Wiedekind nüchtern fest, dass es unter der Präsidentschaft Donald Trumps zu einem „fundamentalen Bruch“ innerhalb der transatlantischen Beziehungen gekommen sei – freilich auch mit der sich bietenden Chance, die Beziehungen neu zu gestalten.
Dr. Hendrik Ohnesorge schließlich plädierte dafür, anstelle von reiner „hard power“ – im Extremfall durch kriegerische Handlungen – auf zwischenstaatlichen/diplomatische Überzeugungsarbeit zu setzen. Illustrierend schilderte er eine Szene aus Mark Twains The Adventures of Tom Sawyer, in der der namensgebende Tom Sawyer (widerwillig) den Zaun seiner Tante streichen soll. Nachdem er vergeblich versucht hat, seine Freunde erst zur Mitarbeit zu zwingen bzw. diese zu erkaufen, geht er dann zu einer neuen Taktik über: Er streicht den Zaun selbst so sichtbar fröhlich, dass ihm die Mithilfe schließlich dankend abgenommen wird – sogar begleitet von kleineren Präsenten aus Dankbarkeit, auch mitarbeiten zu dürfen.
Einig waren sich alle Referenten, dass es wieder zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa kommen müsse und werde: sei es durch stärkere strategische Autonomie (Arnautović), durch eine stärkere, auch wertebasierte Einigkeit innerhalb der EU (Wiedekind) oder durch einen noch deutlicheren Fokus auf Überzeugungskraft (Ohnesorge).
Diese und ähnliche Themen wurden im Anschluss in einer sehr interessierten Diskussion mit dem Publikum weiter besprochen – und es wurde deutlich, dass mehr Dialog, gerade auch mit neuen, jungen Perspektiven, wichtiger denn je erscheint.
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