News

Former Members of Congress 2023

Ende Oktober waren auf Einladung des AmerikaHaus NRW e.V. zwei ehemalige US-Kongressabgeordnete in NRW zu Gast: die Demokratin Val Demings aus Florida, die von 2017 bis 2023 Mitglied des US-Repräsentantenhauses war und zuvor u.a. als Polizeichefin von Orlando diente, und der Republikaner Luke Messer, der seinen Heimatstaat Indiana von 2013 bis 2019 im Repräsentantenhaus vertrat und dabei u.a. als Vorsitzender des Republican Policy Committee fungierte. In fünf verschiedenen Städten sprachen die Former Members of Congress über die aktuelle politische Situation in den USA und über die transatlantischen Beziehungen angesichts der vielen Krisen und Kriege in der Welt. Obwohl die Demokratin und der Republikaner zu einer Reihe von politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen klar unterschiedliche Positionen vertraten, so waren sie sich bei einigen Kernthemen einig. Sie stimmten überein, dass parteiübergreifende Zusammenarbeit unabdingbar sei; dass die deutsch-amerikanische Partnerschaft eine zentrale sei, die es zu pflegen und auszubauen gelte; und dass Demokratie konstruktive, zivilisierte Debatten und einen respektvollen Umgang mit dem politischen Wettbewerber erfordere. Genau diese Diskussionskultur lebten die ehemaligen Abgeordneten im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen von Dortmund bis Bonn, vom Klassenzimmer bis zum Rathaus, vor.
Den Auftakt des Programms bildete ein von der Stadt Köln ausgerichteter Empfang im Historischen Rathaus, bei dem Bürgermeister Andreas Wolter die amerikanischen Gäste willkommen hieß und in die Geschichte der Stadt und der Region einführte.

Anschließend ging es dann zur Trude-Herr-Gesamtschule in Köln-Mühlheim für eine Diskussion zum Thema „The American Dream and Shifts in US Society.“ Val Demings und Luke Messer sprachen über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem „American Dream“ und zeichneten ihre Werdegänge aus bescheidenen Verhältnissen bis nach Washington, DC nach. Außerdem sprachen sie über die Heterogenität der politischen Landschaft in den USA und insbesondere über die Unterschiede zwischen den Bundesstaaten Florida und Indiana, aus denen sie kommen und die sie im Kongress vertraten. Anschließend stellten sie sich den vielen Fragen der knapp 40 Schülerinnen und Schüler, ob zur Veränderung der amerikanischen Gesellschaft oder der Lage im Nahen Osten.
Am nächsten Morgen ging der Fragenhagel in der voll besetzten Aula der Bonner Marie-Kahle-Gesamtschule weiter. Unter der Überschrift “The American Dream and Current US Politics” diskutierten die ehemaligen US-Kongressabgeordneten über das amerikanische Aufstiegsversprechen und ihre Hoffnungen für künftige Generationen ebenso wie aktuelle Konfliktlinien in der Gesellschaft. Begleitet wurde der Besuch von Vertretern des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Schule und Bildung. Die rund 150 Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit aus erster Hand zu hören, was die beiden großen Parteien in den USA beschäftigt und wie sie Themen von den Rechten queerer Menschen über Abtreibung bis hin zur Waffengesetzgebung verhandeln. Selbst nach anderthalb Stunden waren nicht alle Fragen gestellt, sodass Val Demings und Luke Messer nach Ende der Veranstaltung noch von Schülerinnen und Schülern umringt wurden.
Abends stand eine öffentliche Diskussionsveranstaltung an der Universität Bonn auf der Agenda. Unter Moderation von PD Dr. Jasper Trautsch aus dem Nordamerikastudienprogramm der Universität reflektierten Val Demings und Luke Messer die Leistungen der aktuellen US-Administration, sowohl mit Blick auf die innenpolitische Situation als auch die herausfordernde außenpolitische Lage. Die Demokratin Demings erinnerte daran, dass Präsident Biden das Ruder in unruhigen Zeiten übernommen habe. Sie wünsche sich bessere Lösungen für die wachsende sozio-ökonomische Kluft in den Vereinigten Staaten, doch dafür seien Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses nötig. Der Republikaner Messer wies darauf hin, dass Biden in seinem Heimatstaat Indiana, einem so genannten “red state,” nicht beliebt sei; dennoch würdigte er dessen Bemühungen in schwierigen Zeiten, insbesondere während der Pandemie. Den Schlüssel zur Lösung vieler innenpolitischer Probleme sah er in besserer Bildung. Auch über Außenpolitik und die Bedeutung der transatlantischen Allianz für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie der Klimakrise wurde diskutiert. In der anschließenden Fragerunde mit dem Publikum kommentierte ein Gast, dass das Format eine politische Debatte „wie man sie nur aus dem Fernsehen“ kenne, “ins Wohnzimmer der Universität geholt habe” und beschrieb damit treffend die Atmosphäre und Bedeutung des Abends.
Am dritten Tag ging es in die Landeshauptstadt Düsseldorf. Nach einer Lunch-Diskussion mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, zu der US-Generalkonsulin Pauline Kao eingeladen hatte, trafen Val Demings und Luke Messer im nordrhein-westfälischen Landtag mit der Parlamentariergruppe NRW-USA unter Vorsitz von Angela Freimuth, MdL, zusammen. Abends stand dann eine öffentliche “Town Hall”-Diskussion im Düsseldorfer Rathaus auf dem Programm, die vom Phoenix-Journalisten Florian Bauer moderiert wurde. Nach der Eröffnung durch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sprachen die ehemaligen Kongressabgeordneten unter der Überschrift „Global Upheaval and Partisan Divisions: How Do We Tackle the Challenges of Our Time Together?“ über die politische Landschaft in den USA und die Notwendigkeit, angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowohl die parteiübergreifende wie auch die transatlantische Zusammenarbeit zu stärken. Vor dem Hintergrund der laufenden Suche nach einem neuen Sprecher des Repräsentantenhauses nach der parteiinternen Revolte gegen Kevin McCarthy gab der Republikaner Messer zudem Einblicke in die sehr unterschiedlichen Strömungen innerhalb seiner Partei. Die Gäste im Düsseldorfer Rathaus machten ausgiebig von der Gelegenheit Gebrauch, Fragen an die ehemaligen Abgeordneten zu richten und nicht zuletzt deren Einschätzungen zu den kommenden Präsidentschafts- und Kongresswahlen einzuholen.
Der letzte Programmtag startete mit einem Besuch beim NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen. Neben der US-Politik und dem Thema “The American Political Landscape ahead of 2024” standen dort auch Fragen rund um die Berufswahl und Karrierewege in der Politik bzw. im öffentlichen Dienst auf der Agenda. Die Former Members of Congress ermutigten die rund 80 Schülerinnen und Schüler, konsequent ihre Träume zu verfolgen und sich gezielt in die Politik und in öffentliche Institutionen einzubringen. „Never underestimate your voice“ appellierte Val Demings an das junge Publikum.
Im Anschluss ging es an die TU Dortmund für eine Diskussion mit Studierenden verschiedener Fachrichtungen. Die für den Abend geplante öffentliche “Townhall-Diskussion” im Dortmunder U musste auf Grund von Sicherheitsbedenken wenige Minuten vor Beginn abgesagt werden. Nachdem ein Unbekannter dabei beobachtet worden war, wie er den Veranstaltungsraum zunächst filmte und dann fluchtartig verließ, und da die herbeigerufene Polizei den Sachverhalt zunächst nicht aufklären konnte, baten die amerikanischen Gäste darum, den Auftritt abzusagen. Die bereits eingetroffenen Gäste zeigten sich zwar enttäuscht, aber verständnisvoll. Das knapp einwöchige Besuchsprogramm klang dann mit einem Abendessen in einem Dortmunder Brauhaus und einem Debriefing aus.
Angesichts der viel diskutierten Spaltungen innerhalb der amerikanischen Politik und Gesellschaft empfanden viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer den respektvollen Dialog, den Val Demings und Luke Messer im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen - und auch darüber hinaus - führten, nicht nur als willkommene Abwechslung, sondern auch als ermutigendes Signal dafür, dass parteiübergreifende Verständigung und Zusammenarbeit noch möglich sind. Die vielen Fragen, die das Publikum allerorts an die ehemaligen Kongressabgeordneten herantrug, zeugten zudem vom großen Interesse an den USA und vom Wert des direkten transatlantischen Austauschs. Die amerikanischen Gäste zeigten sich beeindruckt von der Qualität der Diskussionen und ausgesprochen dankbar für die vielen unterschiedlichen Begegnungen im Rahmen ihres NRW-Besuchs.
Das Programm wurde in Kooperation mit der Landeshauptstadt Düsseldorf, der Stadt Dortmund, dem Europe Direct Center Dortmund, der Auslandsgesellschaft.de sowie der Association of Former Members of Congress durchgeführt. Als Partner für einzelne Programmpunkte fungierten neben den besuchten Einrichtungen die Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik, die Konrad Adenauer Stiftung, das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und das Nordamerikastudienprogramm der Universität Bonn.

Zurück

Einen Kommentar schreiben