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Die autokratische Alternative – Von asiatischen Werten zum chinesischen Traum

Am Montag, den 22. Mai 2023 richtete das AmerikaHaus NRW in Kooperation mit der Fritz Thyssen Stiftung und der American Academy in Berlin den ersten Vortrag einer Joint Visiting Speaker Series aus. Ian Buruma, Paul W. Williams Professor für Menschenrechte und Journalismus am Bard College in New York, sprach in Köln zum Thema „Die autokratische Alternative – Von asiatischen Werten zum chinesischen Traum.“ Sein Vortrag wurde ergänzt durch ein anschließendes Gespräch mit Daniel Leese, Inhaber der Professur für Sinologie mit dem Schwerpunkt „Geschichte und Politik des Modernen China“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, und einer Diskussion mit dem Publikum.

Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen China und den USA wie auch seinen westlichen und ostasiatischen Verbündeten analysierte Ian Buruma das von Xi Jinping eingeführte Konzept des „Chinesischen Traums“ als Gegenmodell zum „American Dream.“ Seine Wurzeln habe es in der politischen Propaganda Singapurs und anderer Teile Südostasiens in den 1980er Jahren, derzufolge die kollektivistische, konfuzianische Kultur Asiens nicht mit den liberalen, demokratischen Werten des Westens kompatibel sei. So würde heute noch begründet, weshalb Demokratie in China nicht funktionieren würde, auch wenn Länder wie Taiwan und Südkorea längst das Gegenteil bewiesen hätten. Gleichzeitig sei aber auch die Argumentation des Westens, dass Kapitalismus ohne Demokratie zum Scheitern verurteilt sei, durch China widerlegt worden. Angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas gelte es gerade in autokratisch regierten Ländern des Globalen Südens zunehmend als attraktives Vorbild. Zwar habe das chinesische Regime keine Ambition sein Modell in die ganze Welt zu exportieren, so Buruma, es wolle aber sehr wohl die „chinesische Sphäre“ kontrollieren, zu der es sehr wahrscheinlich auch Taiwan zähle.

Was also könne der Westen tun? Im Außenverhältnis zu China nicht allzu viel, lautete Burumas nüchterne Einschätzung. Man müsse eine Form der Verständigung finden. Die von US-Präsident Biden forcierte Unterteilung der Welt in Demokratien und Autokratien könne den Konflikt eher noch verschärfen und China in die Hände spielen. Gleichwohl gelte es, unsere Demokratien zu schützen und auch Taiwan zu verteidigen. Die wichtigste Handlungsempfehlung an die westlichen Länder, allen voran die USA, sei, die eigenen demokratischen Systeme zu reparieren, resümierte der Experte. 

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Ian Buruma, Daniel Leese und unseren Kooperationspartner sowie den zahlreich erschienen Gästen.

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