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Evangelikale in den USA: Geschichte, Einfluss und aktuelle Entwicklungen - Podiumsdiskussion

Am 27. September 2023 richtete der AmerikaHaus NRW e.V. gemeinsam mit dem Freundeskreis Köln-Indianapolis e.V. und mit Unterstützung der Stadt Köln eine hybride Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „The Religious Right in the United States - History, Influence and Current Developments“ aus. Annika Brockschmidt, Autorin des vielbeachteten Buches Amerikas Gotteskrieger: Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet und Moderator Arnd Henze vom WDR waren ebenso wie ein Großteil des Publikums persönlich in Köln zugegen, während Prof. Dr. Andrew Whitehead von der Indiana University-Purdue University Indianapolis live aus den USA zugeschaltet war.
Annika Brockschmidt skizzierte einleitend die Entwicklung der Religiösen Rechten von den 1960er Jahren bis heute. Sie zeigte die Vielschichtigkeit dieser Gruppierung auf, deren Anhänger zwar nicht selten Mitglieder evangelikaler Kirchen seien, die aber nicht mit diesen religiösen Gruppen gleichgesetzt werden dürfe. Vielmehr handele es sich um eine politisch motivierte und agierende Bewegung, deren Einfluss über die Jahrzehnte enorm gewachsen sei und die heute über den Ausgang von Wahlen entscheiden könne. Zudem sei ihr Wirken in vielen aktuellen und hochkontroversen Debatten in den USA zu spüren, so zum Beispiel rund um die Themen Abtreibungsrechte, Einwanderung, Minderheitenschutz und Waffenbesitz. Die Agenda der Religiösen Rechte beschrieb Brockschmidt mit deutlichen Worten als von „Nationalismus, Autoritarismus, Rassismus und Geschichtsrevisionismus“ geprägt.
Prof. Dr. Andrew Whitehead erweiterte die Diskussion durch seine quantitativ ausgerichteten Forschungsergebnisse. So zeigte er u.a., dass die Anhänger der Religiösen Rechten in den Vereinigten Staaten – trotz ihres großen Einflusses – eine Minderheit seien. Er konnte zudem eine Zunahme von Anhängern und Botschaftern des christlichen Nationalismus innerhalb der Republikanischen Partei nachweisen. Beispielhaft ging er auf deren politische Positionen im Unterschied zu anderen Bevölkerungsgruppen ein: So sei eine ablehnende Haltung gegenüber Abtreibungsrechten und den Rechten der LGBTQ-Community sowie gegenüber einer restriktiven Waffengesetzgebung innerhalb der Religiösen Rechten deutlich ausgeprägter als im Rest der amerikanischen Gesellschaft.
Die Verbindungen der Religiösen Rechten zur Republikanischen Partei und neuerdings auch die Verquickung mit sogenannten „White Power Groups“ wurde im Austausch mit dem Publikum ausführlich adressiert. Als Erklärung führten die Panelisten nicht zuletzt an, dass sowohl innerhalb der Religiösen Rechten wie auch in den White Power Groups an eine gottgegebene Vormachtstellung geglaubt werde – die zunehmend unter Druck gerate, ob durch Einwanderer oder entlang anderer Kriterien definierter Minderheiten. Der empfundene Machtverlust führe zu einer Radikalisierung innerhalb dieser Gruppierungen, die sich u.a. am 6. Januar 2021 im Sturm auf das Kapitol Bahn gebrochen habe.
Zum Abschluss der Diskussion nach einer hoffnungsvollen Botschaft befragt wiesen Whitehead und Brockschmidt darauf hin, dass die Entwicklung der USA zu einer multiethnischen und pluralistischen Demokratie trotz des über Jahrzehnte gewachsenen Einflusses der Religiösen Rechte vorangeschritten sei und sich auch aktuell fortsetze.

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