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Dr. Deirdre Cooper Owens hält Juneteenth-Lecture zu Harriet Tubman in Bonn

Juneteenth – der 19. Juni – erinnert an die Befreiung der afroamerikanischen US-Bevölkerung aus der Sklaverei. Letztes Jahr erklärte Joe Biden diesen Gedenktag sogar zu einem bundesweiten gesetzlichen Feiertag.

Zu diesem Anlass hatten wir am 22. Juni in Kooperation mit dem Bonn Center for Dependency and Slavery Studies der Universität Bonn, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Research Unit Voluntariness Erfurt|Jena|Oldenburg die Medizin-Historikerin Dr. Deirdre Cooper Owens zu Gast in Bonn. Diese ist Linda and Charles Wilson Professorin für History of Medicine und Direktorin des Humanities in Medicine Program der University of Nebraska-Lincoln.

Harriet Tubman wurde als Sklavin geboren, hat in ihrer Jugend eine Hirnverletzung erlitten, mit der sie ihr Leben lang zu kämpfen hatte, war arm und lange Zeit – bis zum Ende des Bürgerkriegs – auf der Flucht. Dennoch hatte sie einen festen Platz in der Gesellschaft, die sie mit aufgebaut hat. Wer war Harriet Tubman und wie hat sie das geschafft? Darüber sprach Dr. Cooper Owens bei ihrer Juneteenth-Lecture am 22. Juni.

Die Frage „Wo gehöre ich hin?“ begleite marginalisierte Menschen, insbesondere PoCs, oft ein Leben lang, sodass sie auf verschiedenste Dinge Bürgerschaft beanspruchten. Insbesondere da das US-amerikanische Verständnis von Demokratie oft von dem Gedanken begleitet werde, dass sich Schwarze und weiße Menschen nicht verstünden, so Cooper Owens. Allerdings könnten wir viel über die Prinzipien von Demokratie lernen, wenn wir die Nationenbildung von Schwarzen Menschen betrachten würden. Dafür müsse man jedoch auch auf mündlich überlieferte Quellen vertrauen, da marginalisierte Gruppen in der Regel nicht an dem Aufschreiben ihrer eigenen Geschichte beteiligt seien.

An diesem nation und institution building war Tubman maßbeglich beteiligt. Für sie sei es immer von größerer Bedeutung gewesen, anderen Menschen eine feste, sichere Unterkunft zu stellen, als für sie selbst. Sie gründete unter anderem Kinderheime, das House for Aged and Indigent und, in den letzten Jahren ihres Lebens, die National Association of Colored Women. Harriet Tubman habe dabei immer nach zwei Intuitionen gehandelt, die Dr. Cooper Owens als spiritual cartography und fugitive logic bezeichnete. Unter anderem durch die spiritual cartography und fugitive logic sei Tubman in der Lage gewesen, sich als Analphabetin Wissen und Fähigkeiten, z.B. in der Heilkunde, anzueignen.

Oft werde Harriet Tubman nur als Kämpferin dargestellt, obwohl sie so viel mehr gewesen sei als „die starke Schwarze Frau“: Sklavin, krank, auf der Flucht, Abolitionistin, Institutionsschaffende, Philanthropinistin, Feministin, Christin, Mutter, Ehefrau und, in Dr. Deirdre Cooper Owens Worten, eine Lady. Eine Frau, die sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst gewesen sei.

Wir danken allen Beteiligten und insbesondere Dr. Deirdre Cooper Owens für die äußerst spannende Lecture!

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