Die Transatlantische Illusion – Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können
Der Politikwissenschaftler und US-Experte Dr. Josef Braml beantwortet in seinem Buch Die Transatlantische Illusion – Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können die brandaktuelle Frage, wie unsere Welt in Zukunft aussehen könnte und welche Rolle Deutschland bzw. die EU in dieser einnehmen wird. Am 23. Mai 2022 stellte er sein Buch unseren Gästen vor und sprach mit dem politischen Journalisten und Fernsehmoderator Florian Bauer vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine über den politischen Weg der USA und die geopolitische Lage Europas.
Im wesentlich ist Braml der Ansicht, dass Europa endlich aus der „transatlantischen Illusion“ aufwachen und militärisch wie auch wirtschaftlich und politisch selbstständiger werden müsse.
Die USA seien schon lange nicht mehr in der Lage, die geopolitische Ordnung in der ganzen Welt aufrechtzuerhalten. Hierzu trage auch die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung innerhalb der USA bei – und das nicht erst seit der Präsidentschaft von Donald Trump. Braml ging so weit, einen Bürgerkrieg innerhalb der USA als zwar nicht wahrscheinliches, aber durchaus mögliches Szenario zu betrachten.
Mit Blick auf den Konflikt mit Russland, aber auch darüber hinaus, dürfe sich Europa künftig nicht zu sehr auf die bisherige militärische Schutzmacht USA verlassen. Zwar unterstützten diese die Ukraine – aber eben auch nur so sehr, um Russland zu schwächen; denn insgesamt sei Asien, und insbesondere China, für Washington geopolitisch und -‑konomisch weitaus wichtiger als die Ukraine. Die USA seien nicht in der Lage, einen Zwei-Fronten Krieg mit China und Russland zu führen und könnten nach Josef Bramls Einschätzung sogar Russland als künftigen Verbündeten nutzen, um China einzudämmen. Aus diesem Grund müssten Deutschland und Europa sicherstellen, dass sie sicherheitspolitisch unabhängig von den USA würden.
Zudem gewinne der Quadrilateral Security Dialogue, die sog. „Quad“, zunehmend an Wichtigkeit für die USA, insbesondere, wenn es um China gehe. Momentan handele es sich bei der Quad nur um einen Sicherheitsdialog zwischen Japan, Indien, Australien und den USA; Braml betrachtete dieses Bündnis allerdings jetzt schon als eine mögliche „neue NATO“.
Im Interview mit Florian Bauer ging Josef Braml verstärkt auf die Rolle Chinas ein. Es gehe dabei hauptsächlich um die Trennung von Wertschöpfungsketten, da Wirtschaft zunehmend als Waffe eingesetzt werde. Resilienz sei heutzutage wichtiger als Effizienz. Zudem plädierte Braml für eine bessere Kooperation zwischen den NATO-Mitgliedsstaaten, was im Falle von Deutschland insbesondere höhere Militärausgaben sowie eine verstärkte Abstimmung mit Frankreich bedeute. Ziel sei ein souveränes Europa, das sich an der Geostrategie Frankreichs orientiere.
Am Ende hatten die Zuschauer die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen. Hierbei ging Braml auch auf die amerikanische Innenpolitik ein, die für die USA wichtiger sei als die internationale Ordnung. Er attestierte der amerikanischen Demokratie Defizite und warnte davor, dass ein erneuter Wahlsieg Donald Trumps oder eines ihm ideologisch Nahestehenden bei der Präsidentschaftswahl 2024 nicht unwahrscheinlich sei.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung in den Räumen der Fritz Thyssen Stiftung statt. Wir danken allen Beteiligten für den spannenden Abend!
Das Buch Die Transatlantische Illusion – Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können ist aktuell in zweiter Auflage im Buchhandel erhältlich.
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