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„Am I What You’re Looking For?” – Spannende Diskussion zum Weltfrauentag

Stell‘ Dir vor, Du bist die einzige Frau und die einzige schwarze Person in Deinem Büro – wie würde sich das anfühlen? Diese Leitfrage zieht sich durch das Werk und auch die eigene Biographie der US-Künstlerin Endia Beal. Hiervon berichtete sie am Weltfrauentag in einem spannenden Gespräch mit der Journalistin Alexandra Eul. 

Als einzige Schwarze in ihrem Master-Kurs an der renommierten Yale Art School fühlte sich Beal oft als sprichwörtlicher „Elephant in the Room“. In dieser Zeit habe sie gelernt, sich mit ihrem Unwohlsein zu arrangieren und diesem selbstbewusst entgegenzutreten („being comfortable in my discomfort“), denn: nur so sei es möglich gewesen, ihre Stimme zu erheben und sich und anderen zu helfen. Die Anderen sind dabei für Beal keineswegs ausschließlich die Marginalisierten, sondern gleichsam die Privilegierten: Als Wandlerin zwischen den Welten sei sie Vermittlerin mit einem „double consciousness“ (W.E.B. Du Bois) und wolle sich selbst und anderen eine Stimme geben, um bestehende Missstände offen anzusprechen und zu deren Überwindung beizutragen.

Eine persönliche Erfahrung zu Beginn ihres Berufslebens führte zu Beals erfolgreichem Videoprojekt „Office Scene“ – und steht beispielhaft für Endia Beals Methode, die sie heute als Dozentin und Rednerin im besten Sinne eines amerikanischen „empowerment“ vermittelt: Nachdem sie von Gerüchten gehört hatte, dass weiße Kollegen von ihrem „Afro-Haarschnitt“ fasziniert waren und diesen gerne berühren wollten – eine exotisierende und objektivierende Erfahrung zahlloser schwarzer Frauen –, zog sie sich nicht zurück, sondern konfrontierte besagte Kollegen – und drehte den Spieß um: Sie lud diese ein, ihr Haar zu berühren, allerdings mitten im Großraumbüro, und vor laufender Kamera. Hierdurch wurde die Marginalisierung zur selbstbewussten künstlerischen Performance.

Dieses wechselhafte Gefühl zwischen Unsicherheit und Selbstbewusstsein, zwischen Konformitätszwang und eigener Identitätssuche steht auch im Zentrum von Beals jüngster Arbeit „Am I What You’re Looking For?“, die titelgebend war für unsere Veranstaltung. Inspiriert von Fotografen-Ikonen wie James Van der Zee lichtete Beal schwarze College-Absolventinnen in ihren häuslichen Umgebungen ab – im Business-Kostüm, vor einer Leinwand, die eine typische Büroumgebung zeigt. Die eingangs zitierte Frage – Stell‘ Dir vor, Du bist die einzige Frau und die einzige schwarze Person in Deinem Büro – wie würde sich das anfühlen? – ist den Modellen deutlich anzusehen und sorgt laut Beal regelmäßig für begeisterte Reaktionen – oft auch von weißen Männern, die trotz unterschiedlicher biographischer und ethnischer Hintergründe eine Verbindung spürten.

Diese zentrale Erkenntnis – am Ende profitieren alle – stand im Zentrum des Gesprächs mit Alexandra Eul, die im nunmehr vierten Jahr gekonnt durch unsere Veranstaltungen zum Weltfrauentag führte. Unter Einbeziehung des sehr interessierten Publikums wurde die knapp bemessene Zeit genutzt, um zahlreiche historische wie auch aktuelle Themen anzuschneiden: von Diskriminierungserfahrungen an amerikanischen Schulen über die wachsende soziale Ungleichheit während der Corona-Pandemie bis hin zum Interview von Prinz Harry und Herzogin Meghan (Markle) mit US-Talklegende Oprah Winfrey, das zum Weltfrauentag ausgestrahlt wurde. Am Ende, so Endia Beal, komme es darauf an, in einen Dialog zu treten und vermeintlich gegebene Dinge zu hinterfragen.

Eine Plattform für diesen Dialog bieten unsere Veranstaltungen – und wir sind dankbar für dieses beeindruckend inspirierende Gespräch, das Sie auf unserer YouTube-Seite erneut ansehen können: https://www.youtube.com/watch?v=eP50GSk_0Vo]

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